Samstag, 22. Oktober 2016

Klassentreffen

Vor einiger Zeit hatte ich ja ein -zigstes Klassentreffen - und es dauert bei mir immer einige Zeit, bis ich darüber schreiben mag oder kann.
Merkwürdigerweise hat mich dieses Jubiläumstreffen sehr aufgewühlt und nachdenklich gemacht - denn die lange Zeit, die seit unserer Schulzeit vergangen ist, steht einem buchstäblich vor Augen und man sieht plötzlich, wo man steht - so lebenswegmäßig....
Es war bedrückend zu sehen, wie bei einigen anscheinend Träume zerplatzt, Lebensgemeinschaften zerbrochen und strotzende Gesundheit flöten gegangen sind.
Es war aber auch erheiternd zu sehen, wie sich Frauen mit einigem Plissee im Gesicht und mutig ungefärbten grauen Haarsträhnen plötzlich in kudernde 14-jährige Gören zurückverwandelten.
Beeindruckend fand ich die Tatsache, dass alle Frauen dieser Klasse einen Beruf ausüben und nur der Kinder wegen einige Jahre unterbrochen hatten (manche kürzer, manche länger) - keine einzige möchte oder mochte ein Leben als Nur-Hausfrau zubringen. Besonders, weil sie es schade fänden, Ihre Ausbildung nicht zu nutzen.
Viele alte Geschichten aus der damaligen Schulzeit wurden ausgegraben. Manches steht einem plastisch vor Augen, manches hat man völlig verdrängt.
Ich stritt zum Beispiel hartnäckig ab, auf der seinerzeitigen Mataurafeier dabeigewesen zu sein.....bis man mir ein Foto von dieser Feier unter die Nase hielt, auf dem ich in ziemlich "fröhlichem" Zustand mit weitaufgerissenem Mund anscheinend ein Lied geschmettert habe....

Für mich war vor allem berührend schön zu sehen, dass man einiges aus seiner Jugend nicht vergisst:
Ich hatte einen Lautsprecher und einige Karaoke-Videos mitgenommen, die wir aber aus technischen Gründen nur akustisch (ohne Bild und Text) abspielen konnten und als wir zusammen Hey Jude, the House of the rising sun, Father and son, .... sangen und alle die vollständigen Texte noch auswendig konnten, da ging mir das Herz auf....!

Die herrlichste Geschichte erzählte mir E., die gleich nach der Matura im Affentempo ihr Medizinstudium absolvierte, einen Arzt heiratete, 4 Kinder bekam und ihre eigene Praxis hat:
E. trug ein rosa Kostüm und Perlen und erzählte von ihrer konservativen, erzkatholischen Familie und Lebenseinstellung und erwähnte danach den nicht gar so beliebten Schwiegersohn.
Auf unsere Frage, was denn gegen ihn spräche, meinte sie mit schwerem Seufzer: " Er ist halt Künstler....!"
Und auf meine belustigte Frage nannte sie einen durchaus bekannten, anerkannten, erfolgreichen Musiker......
(dessen Name ich hier nicht erwähne, denn ich mag seine Schwiegermutter ja nicht vernadern...)